Geschichte
Die militärische Anlage Tschingel ist die grösste Artilleriefestung des Kantons Graubünden und wurde als Teil des Festungsriegels der Alpenfestung, Abschnitt Drehscheibe Sargans, ab 1938 geplant und ab 1940 erbaut. Die Kosten waren damals mit etwa 5 Mio Franken veranschlagt. Für das ganze Festungswerk Sargans ca 41 Mio Franken.
Zur Realisierung der Anlage wurde von der Gemeinde Fläsch das entsprechende Grundstück erworben. Die Festung ist in den massiven Fels gebaut und 4-stöckig angelegt. Zu Beginn gab es nur die Maschinegewehrstände und Beobachtungsposten in der 3. Etage und die Scheinwerfer in der 4. Etage für die Beleuchtung der Sperre in der Ebene vor Sargans. Daneben schützte noch eine 7,5cm Bunkerkanone die Ebene Richtung Bad Ragaz, sowie eine Mg-Verteidigung den Haupteingang in der 1. Etage.
Ausserhalb der Festung wurden im Fels diverse kleine Kavernen gehauen in welchen die Luftabwehrverteidigung eingerichtet wurde. Daneben gab es noch diverse Infanterie Verteidigungsstellen.
Nach dem II. Weltkrieg wurden zusätzlich 4 Stück 10,5cm „Panzerabwehrkanonen Modell 1946“ in der 2. Etage eingebaut sowie sämtliche notwendigen Räume für die Mannschaft inklusive aller Versorgungseinrichtungen. Dazu wurden weitere Stollen gegraben und dementsprechend eingerichtet. In der 4. Etage wurde neben der Batterie Feuerleitstelle auch die Abteilungsfeuerleitstelle eingerichtet, welche das Feuer von insgesamt 4 Festungen koordinieren konnte. Dazu wurde eine umfangreiche Verkabelung im Kessel von Sargans installiert, welche das Verteilzentrum im Tschingel hatte. So verfügt die Festung Tschingel neben einer ausgezeichneten optischen Uebersicht auch über eine gute Anbindung an Kommunikationsnetze. Zum Betrieb der Anlage wurde eine Festungsartillerie-Batterie (ca. 160 Mann) benötigt.
Die Anlage war so ausgelegt, dass das Betriebspersonal über einen längeren Zeitraum unabhängig das Überleben und so die Erfüllung des Auftrages sicherstellen konnte. Dazu gehört neben der Notstromanlage eine leistungsfähige Lüftung, grosse Trinkwasserreserven und grosse Lebensmittelvorräte, enorme Treibstoffvorräte, ein eigenes Notspital sowie grosse Munitionslager und eine Vielfalt von Ersatzteilen für die Waffen und technischen Geräte. Eine Bestattungsnische wurde ebenfalls nicht vergessen.
Die Bunkerkanone 7,5cm, sowie die Mg‘s und die 1,5 Meter grossen Flabscheinwerfer wurden in den 60er Jahren ausgebaut. Der Schräglift von der 1. zur 2. Etage wurde eingebaut. Die Festung Tschingel wurde im letzten Jahrzehnt erneuert und den damals gestiegenen Anforderungen angepasst. So wurde im Mannschaftsteil der ganze Bereich AC-sicher umgebaut und mit Überdruck betrieben.
Nachdem der Fels in den 70er Jahren abrutschte, wurde eine neue Materialseilbahn sowie ein neuer Fussweg errichtet. Seit dem 1.1.2000 ist die Anlage deklassiert, nachdem alles wichtige Material inkl. der Munition aus der Anlage entfernt wurde.
Nach über 5jährigen Bemühungen wurden die nötigen zivilen Bewilligungen erteilt und die Festung wurde notariell beglaubigt 2005 an die neuen privaten Besitzer verkauft.
Seit dem 1.1.06 wird die Festung Tschingel Zug um Zug renoviert und so für die Nachwelt erhalten. Die renovierten Bereiche stehen den Mitkämpfern und Freunde zur entgeltlichen Nutzung zur Verfügung, so dass mit dem Erlös die laufenden Renovationskosten weitgehend abgesichert werden können.